Klöntüren öffnen für neue Gedanken

Die Tür auf den Roll Ups zum Advent ist die Klöntür des Klosterhofs von Bio-Bauer Peter Schmidt in Gummersbach-Bünghausen. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“, heißt es im Advent und möglichst viele Türen, auch für neue Gedanken, möchten die Initiatoren der Bergischen Adventstüren aufmachen. Die Plakate zum Ausrollen wurden von der Grafikerin Lisa Blum aus Gummersbach gestaltet.

Unsere Roll Ups haben keine permanent aufgedruckten Texte. Vielmehr bietet uns der Leerraum im oberen Teil der Klöntür die Möglichkeit, immer wieder Texte zu gestalten, die einladen miteinander ins Gespräch zu kommen, zu klönen. Die Texte, die in diesem Jahr zu lesen sind, hat Matthias Weichert, der Schulreferent des Kirchenkreises An der Agger, ausgewählt.

In Zukunft können sich auch unsere Schüler*innen und Lehrer*innen an der Gestaltung beteiligen, vielleicht ist dann der Fundus auch so groß, dass wir in der Adventszeit wechselnde Texte haben.

Da der Präsenzunterricht an unserer Schule aufgrund der Corona-Pandemie aktuell ausgesetzt ist, können Sie an dieser Stelle alle Textbeiträge der Klöntüren finden.

Es gibt unvorstellbare viele verschiedene Türen. Da reicht eine Recherche im Internet und es tauchen ganz viele Bilder von Türen auf. Bunte Türen, große Glastüren, kleine Schlupflöcher. Durch viele Türen bin ich schon gegangen – habe viele offen vorgefunden – habe aber auch vor vielen verschlossenen Türen gestanden. Oft habe ich auch meine eigene Tür geschlossen, um meine Ruhe zu haben – Zeit für mich. Der Advent ist eine gute Zeit, Kerzen anzuzünden, Ruhe zu finden – nachzudenken. Manchmal braucht es eine geschlossene Tür, um hinter ihr die Kraft zu finden, wieder Türen zu öffnen.

Nicht alle Türen, die wir öffnen wollen, sind einladend. Etwa, wenn ich nicht weiß, was mich dahinter erwartet – wenn ich die Tür zum Zimmer eines Kranken öffne. Habe ich die Kraft den Anblick, der mich erwartet auszuhalten? Oder die Türen, hinter denen mich die Diagnose für meine eigene Krankheit erwartet. Bleibt mir mein Mut? Manchmal hilft es, in der dunklen Zeit eine Kerze anzuzünden. Die Lichter am Adventskranz bereiten mich vor auf das Kommen Gottes in diese dunkle Welt mit ihren vielen verschlossenen Türen. Gut, dass es Lichter in diesen Tagen gibt.

Gebet:  Oh Gott – bis jetzt lief es echt gut, ich habe noch keinen Streit mit meiner Frau angefangen, habe im Straßenverkehr noch nicht die Beherrschung verloren, habe die Maskenpflicht beachtet. Noch habe ich nicht mit den Kindern gemuffelt, geklagt über die Ungerechtigkeit, oder Schokolade gegessen. Meine Kreditkarte habe ich nicht mit unnötigen Internetkäufen belastet – und bin meinen Vorsätzen treu geblieben, regional und Bio einzukaufen. Aber: In etwa zwei Minuten werde ich aus meinem Bett steigen und dann brauche ich tatsächlich Deine Hilfe.

Neulich beim Bäcker. Es ist Winter, es ist ungemütlich. Aber die Bergischen an sich scheinen sich nicht anstecken zu wollen. Denn die Schiebetür öffnet sich, eine junge Frau kommt raus, dann tritt der ältere Mann ein. Die Frau schaut auf den Bürgersteig, sieht die längere Schlange mund-nasen-geschützter Menschen, die – mit Hut, Schirm oder einfach so – auf den Eintritt ins Paradies der frischen Brötchen warten. Keiner murrt, die eine oder der andere plaudert mit den Nachbar*Innen in der Schlage – das geht auch über 1.50 Meter Distanz. Mit Abstand, aber auch mit Rücksicht. Freiheit ist eben auch Verantwortung übernehmen. Beim Bäcker und den ganzen Tag …

Ich blicke raus – die Morgensonne vertreibt den Nebel. Der Wald am Gegenhang kommt zur Vorschein, bislang gnädig verdeckt vom Wolkenschleier: An den Laubbäumen hängen noch die letzten Blätter, ansonsten riesige braune Flächen. Tote Fichten, abgeholzte Fichten. Hinter mir aus dem Radio tönt der Wetterbericht. Die Moderatorin verspricht uns noch einige Tage schönes Wetter – Sonne und ohne großen Regen. Die Welt verändert sich, das ist klar. Verändern wir uns mit? Können wir überhaupt erfassen, wie rasant sich alles ändert? Wegschauen ist das eine – aber das ist keine Antwort. Neu denken das andere. Aber dann müssen wir uns fragen: Wenn es nicht regnet, ist das schönes Wetter?

Weihnachtsmann nennt man diese seltsamen Figuren im roten Bademantel. Ob die Figur von Coca Cola erfunden wurde ist völlig egal. Glühwein trinken geht ohne Verkleidung, Advent geht ohne Weihnachts­clowns. Im Advent denken wir an Nikolaus, das lohnt sich. Er wurde zeitweise in christlichen Kirchen mehr verehrt als Jesus Christus. Warum? Er hat das Menschliche stets über alles andere gestellt. Als Kinder an Armut litten, hat er sie beschenkt - vielleicht sogar durch den Kamin. Als Prostituierte bedroht waren, hat er sie persönlich beschützt und sogar die Verfolger belogen, sie seien nicht da. Und als während einer Hungersnot die Weizenpreise so sehr stiegen, dass die Armen sich keinen Weizen mehr leisten konnten, hat Nikolaus schlicht ein Schiff im Hafen um 100 Sack Korn erleichtert.

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